Redebeitrag GEW

Rede anlässlich der Demonstration bezüglich der geplanten Eröffnung eines Büros durch die AFD

15.12.2018

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an dieser so wichtigen Demonstration,

als Ehrenvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Kreisverband Rosenheim möchte ich in aller Deutlichkeit zum Ausdruck bringen, dass wir Gewerkschaftsmitglieder einem weiteren Ausweiten der AFD hier in Rosenheim durch die geplante Eröffnung eines Büros entschieden entgegen treten.

Die bildungspolitischen Positionen der AFD sind mit den Werten und Zielen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft unvereinbar.

Die GEW hat schon im Landtagswahlkampf auf die autoritäre, demokratiefeindliche Einstellung der AFD zu Schule und Unterricht hingewiesen. Die AFD schließt bewusst aus, dass Schule ein wichtiges Lernfeld für soziales und demokratisches Verhalten sein muss. Sie spricht sich gegen Schulsozialarbeit an Schulen aus und behauptet, dass problematischen Schülern mit entsprechender Autorität begegnet werden müsse. Wir von der Gewerkschaft halten dem entgegen, dass eine autoritäre Schule mit die Grundlagen für einen autoritären Staat, für eine Diktatur legt. Dazu passt auch die Forderung nach Beibehaltung bzw. Wiedereinführung des Frontalunterrichtes.

Laut AFD sind „Halbtagsschulen besser als eine verwaltete Kindheit“, sie hält „konzentriertes Lernen am Vormittag“ für „wesentliche erfolgversprechender“ als eine Ganztagsschule. Damit stellt sich die AFD faktisch gegen die Berufstätigkeit der Frauen und spricht sich indirekt für eine auf die Familie begrenzte Frauenrolle aus. Dieser Frauenfeindlichkeit treten wir entschieden entgegen.

Die AFD lehnt damit auch schulische und kulturelle Fördermöglichkeiten ab, die ein rhythmisierter Ganztagsunterricht bietet. Gerade Kinder nicht akademischer Eltern bekommen so auch die Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln und vielleicht sogar ein Studium zu beginnen, was in Bayern leider immer noch eher selten ist.

Statt individueller Förderung propagiert die AFD ein Bildungssystem, das vorrangig Eliten fördern will, da in ihrem Grundsatzprogramm von 2016 „uneingeschränkt das Leistungsprinzip“ befürwortet wird.

Des Weiteren halten es die Gewerkschaftler für untragbar, dass Lehrpläne zugunsten „positiver Anknüpfungspunkte“ umgeschrieben werden sollen, damit die Geschichte Deutschlands „angemessen und unverfälscht“ dargestellt werde. Die AFD Sachsen-Anhalt verharmlost beispielsweise Antisemitismus wie Nazismus und verhöhnt ihre Opfer, da in ihrem Wahlprogramm von 2016 zu lesen ist: „Eine einseitige Konzentration auf zwölf Unglücksjahre unserer Geschichte verstellt den Blick auf Jahrhunderte, in denen eine einzigartige Substanz an Kultur und staatlicher Ordnung aufgebaut wurde.“ Und weiter ruft dieser Landesverband die Schulen dazu auf, durch „Erziehung und Disziplin“ eine „gefestigte Nationalidentität“ zu formen.

Wir verurteilen außerdem den Aufruf der AFD als grundgesetzwidrig „alle vollständig ausgebildeten Lehrer“ im regulären Schulbetrieb einzusetzen „statt in Vorbereitungsklassen für Migranten.“ Das Grundgesetz sagt klar und deutlich, dass niemand wegen seiner Herkunft oder Sprache bevorzugt oder benachteiligt werden darf.

Als „flüchtlingsfeindlich und unzutreffend“ kennzeichnen wir weiter die Behauptung, dass deutsche Kinder schon in der Grundschule „unerhört ins Hintertreffen“ geraten. Eine höhere Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund bedeutet zuerst freilich eine stärkere Belastung, die jedoch durch mehrmulti-professionelles Personal kompensiert werden kann. Gerade die Zuhilfenahme von Sozialpädagogen und Psychologen bei Integration und Konfliktprävention bezeichnet die AFD verächtlich als „Teil einer Sozialindustrie“, als einen „Sumpf“, den sie austrocknen werde.

Ihr alle habt gehört, dass die AFD offen zur Denunziation von Lehrern aufgerufen hat, die eine kritische Auseinandersetzung mit der AFD im Schulunterricht praktizieren. Bespitzelung und Denunziation waren schon einmal in Deutschland weit verbreitet. Solche Einschüchterungsversuche werden uns Lehrer aber nicht beirren!

Fassen wir zusammen, die AFD greift unser Bildungssystem von rechts außen an und will die Zeit wieder zurückdrehen zu einer autoritären Schule, in der freies Denken nicht mehr gewünscht ist. Wohin das führt, wissen wir alle.

Und das werden wir nicht zulassen Wehret den Anfängen!

Andreas Salomon, GEW